Privatjets stehen exemplarisch für die Klimazerstörung durch eine kleine, reiche Elite. Trotz Klimakrise nimmt die Nutzung von Privatjets stark zu. Für einen wirksamen Klimaschutz und Gerechtigkeit muss diese Masslosigkeit verboten werden.
Die Klimabelastung durch Privatjets ist enorm. Pro Passagier*in verursachen sie bis zu 30-mal mehr Emissionen als Economy-Linienflüge. Weltweit ist ein Prozent der Menschen für 50 Prozent der Emissionen aus der Luftfahrt verantwortlich, während 80 Prozent der Weltbevölkerung noch nie ein Flugzeug betreten haben. Allein jede*r der 50 reichsten Milliardär* innen der Welt fliegt gemäss der internationalen NGO Oxfam pro Jahr durchschnittlich 425 Stunden mit dem Privatjet.
Weltweit sind die Emissionen von Privatjets zwischen 2019 und 2023 um 46 Prozent angestiegen. Knapp die Hälfte der Flugstrecken sind kürzer als 500 Kilometer, 15 Prozent sogar unter 250 Kilometer. Die Schweiz spielt im europäischen Privatjet-Verkehr eine bedeutende Rolle. Im Jahr 2022 wurden hierzulande gemäss Greenpeace 35 269 Privatjet-Flüge registriert, was einem Anstieg von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Diese Flüge verursachten etwa gleich viel CO2 wie rund 38 000 Einwohner* innen mit einem durchschnittlichen Konsum im gleichen Jahr. Die Schweiz hat weltweit die dritthöchste Anzahl Privatjets im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Am meisten Privatjets starten und landen an den Flughäfen Genf, Zürich und Sion. Genf ist nach Nizza der am zweithäufigsten für Privatjets genutzte Flughafen Europas.
Eine Frage der Gerechtigkeit
Neben den ökologischen Auswirkungen verschärfen Privatjets auch soziale Ungleichheiten. Während viele Menschen mit steigenden Lebenshaltungskosten kämpfen und trotzdem einen Beitrag zum Klimaschutz leisten sollen, jetten Überreiche mit steuerbegünstigten Privatflügen um die Welt und zerstören ungehemmt das Klima. Das untergräbt das Vertrauen in die Klimapolitik und die Demokratie. Ein Verbot von Privatjets würde also nicht nur die Emissionen reduzieren, sondern auch ein starkes Signal für Klimagerechtigkeit senden.
Stay Grounded, ein globales Netzwerk, das sich gegen den Flugverkehr sowie dessen negative Auswirkungen einsetzt und zu dem auch umverkehR gehört, fordert deshalb schon seit Jahren ein Verbot von Privatjets. Diese Forderung basiert auf der Erkenntnis, dass freiwillige Selbstverpflichtungen und Appelle an die Vernunft der Überreichen nicht ausreichen, um den exzessiven Gebrauch dieser klimaschädlichen Transportmittel einzudämmen.
Erste Erfolge werden sichtbar
Der Einsatz zeigt bereits erste Erfolge. Die Flughäfen von Amsterdam und Eindhoven kündigten an, Privatjets ab 2026 zu verbieten. Frankreich hat beschlossen, die Flugticketabgabe (Taxe de Solidarité sur les Billets d’Avion) ab dem 1. März 2025 deutlich zu erhöhen, was insbesondere Privatjet-Reisende betrifft. Für Flüge mit Privatjets steigen die Gebühren je nach Flugzeugtyp und Strecke auf 210 bis 2100 Euro pro Passagier*in.
Und sogar in der Schweiz tut sich etwas, wenn auch eher im Versteckten. Im Rahmen des Sparprogramms – das ansonsten sehr problematisch ist und unter anderem den Ausbau des internationalen Zugverkehrs bedroht – hat der Bundesrat vorgeschlagen, die Subventionen für Regionalflughäfen wie Bern-Belp, Lugano, Samedan und Sion von gut 30 auf 5 Millionen zu kürzen. Das ist insofern bemerkenswert, als diese Flughäfen hauptsächlich von Privatjet- Reisenden genutzt werden.

Flüge mit Privatjets sind pro Person bis zu 30-mal CO²-intensiver als Linienflüge in der Economy-Klasse.
Ein Verbot alleine reicht nicht
Ein Verbot von Privatjets reicht jedoch nicht aus. So krass die Emissionen von Privatjets pro Person sind und weiter steigen, machten sie 2023 trotzdem nur knapp zwei Prozent der gesamten Emissionen des Flugverkehrs aus. Weitere erfolgsversprechende Massnahmen zur Reduktion des Flugverkehrs und seiner Auswirkungen sind ein Verbot von Kurzstreckenflügen, die Abschaffung von Vielfliegerboni wie Flugmeilen, eine klassische Flugticketabgabe, wie sie in der Schweiz bereits im Zusammenhang mit dem CO2-Gesetz diskutiert wurde (siehe Seiten 4 und 5), und eine Vielfliegerabgabe.
Vielfliegerabgabe
Fliegen ist nicht nur zwischen den Ländern, sondern auch innerhalb der Länder sehr ungleich verteilt. In Deutschland fliegt knapp ein Drittel ein- bis zweimal jährlich – nur acht Prozent fliegen dreimal pro Jahr oder noch häufiger. Vergleichbare Zahlen für die Schweiz gibt es keine. Zu beachten ist, dass die Schweizer Bevölkerung etwa doppelt so häufig fliegt wie die deutsche. Der Anteil Vielflieger*innen wird also höher sein, der Grundsatz ist jedoch derselbe: Wenige Vielflieger*innen sind für einen Grossteil der Flüge verantwortlich. Stay Grounded schlägt deshalb eine Vielfliegerabgabe (frequent flying levy) vor: Der erste Hin- und Rückflug im Jahr wäre abgabenfrei, der nächste mit 50 Euro pro Einzelflug belegt, der darauffolgende mit 100 Euro und so weiter. Hinzu kämen Aufschläge für Premium-, Business- und First-Class- Flüge und für Langstreckenflüge. Bei der Umsetzung gibt es juristische und praktische Hürden wie Datenschutz und Datenlage, die gemäss einer Studie von Stay Grounded aber lösbar sind.
Die Ansätze, wie beim Flugverkehr für Klimaschutz und Gerechtigkeit gesorgt werden kann, sind vielfältig. Es wird Zeit, sie anzupacken.

Die Schweiz liegt bei den Privatjet-Flügen in Europa auf Platz sechs – nach Grossbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Und das, obwohl diese Länder deutlich mehr Einwohnende haben.