Die Flugindustrie behauptet, unbegrenztes Wachstum beim Flugverkehr sei klimafreundlich möglich. Dazu setzt sie voll und ganz auf Sustainable Aviation Fuels (SAF), also «nachhaltige Flugtreibstoffe». Hinter diesem ökologischen Versprechen verbergen sich jedoch viele Enttäuschungen.
Es gibt zwei Arten von SAF: einerseits Biotreibstoffe auf Basis von gebrauchtem Speiseöl oder tierischen Fetten und andererseits synthetische Treibstoffe (E-Fuels) auf Basis von Wasserstoff, dessen Herstellung sehr energieintensiv ist. Auch wenn E-Fuels heute die grosse Hoffnung der Flugindustrie sind, machen Biotreibstoffe 95 Prozent der Produktion aus.
Gemischt mit Kerosin können SAF eingesetzt werden, ohne dass die Triebwerke der Flugzeuge umgerüstet werden müssen. Trotz erheblicher Investitionen in den letzten Jahren decken sie weltweit aber nur 0,3 Prozent des aktuellen Gesamtverbrauchs der Flugbranche (Stand 2023).
Sind SAF umweltfreundlich?
Bei ihrer Verbrennung verursachen SAF auf Altölbasis genauso viel Umweltverschmutzung wie Kerosin. Doch die zur Ölherstellung verwendete Pflanze hat während ihres Wachstums CO₂ absorbiert, das beim Flug wieder freigesetzt wird. Theoretisch sollten SAF über den gesamten Lebenszyklus hinweg weniger Treibhausgase ausstossen als Kerosin. In Wirklichkeit ist ihre Gesamtbilanz sehr unterschiedlich. Im besten Fall reduzieren sie die Emissionen um bis zu 85 Prozent. Wenn sie jedoch beispielsweise aus Palmöl von Rodungsflächen hergestellt werden, sind SAF sogar umweltschädlicher als Kerosin!
Ein ernstes Grössenproblem
Heute verbraucht die Flugindustrie täglich 1,2 Milliarden Liter Erdöl. Selbst wenn das gesamte Altöl der Erde für die SAF-Produktion eingesetzt würde, reichte das niemals aus, um SAF in ausreichendem Umfang zu produzieren. Deshalb wird bereits heute teilweise (fast) ungenutztes Palmöl eingesetzt, wie der europäische Journalismusfonds kürzlich aufdeckte. Wollte man den gesamten heutigen Flugverkehr mit Biotreibstoffen abdecken, müssten dazu riesige landwirtschaftliche Flächen bereitgestellt werden. Das ergibt einen grundlegenden Nutzungskonflikt: Wollen wir Menschen ernähren oder lieber Flugzeuge fliegen lassen?
Auch E-Treibstoffe sind nicht unbegrenzt herstellbar: Um damit den heutigen Kerosin-Verbrauch der Flugbranche zu ersetzen, müsste man jährlich zwei Drittel der weltweit erzeugten Elektrizität alleine dafür aufwenden! Das heisst konkret: Man bräuchte beispielsweise etwa 2700 neue AKW, nur um Flugzeuge fliegen zu lassen – eine vollkommen absurde Grössenordnung.
Technologiegläubige Illusion
Um es klar zu sagen: Die Illusion von Technologiegläubigen, dass SAF eines Tages unbegrenztes grünes Fliegen ermöglichen werden, ist völlig illusorisch und Greenwashing. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie überhaupt keine Rolle spielen werden oder die Forschung aufgegeben werden sollte. Wenn SAF dazu beitragen können, die Emissionen wirklich unverzichtbarer Flüge zu reduzieren, dann sind sie nützlich.
Das Problem ist jedoch, dass die Flugindustrie diese Treibstoffe heute vor allem als technologische «Wunderwaffe» benutzt, um klima- politische Massnahmen zur Reduktion des Flugverkehrs zu verhindern. Es liegt an uns, dieses Greenwashing aufzudecken.
Sogenannt nachhaltige Flugtreibstoffe sind vor allem Greenwashing. Bild: StayGrounded
