umverkehR, der VCS, Fussverkehr Schweiz, Agil Mobil und die Fondation Franz Weber haben heute gemeinsam eine Medienkonferenz zur geplanten Sanierung der Technikumstrasse in Winterthur durchgeführt. Die Konferenz richtete sich mit einem Appell an den Stadtrat, auf die geplante Fällung der Baumallee zu verzichten und die verkehrssichheitsrelevanten Aspekte nochmals zu überprüfen.
Die geplante Sanierung der Technikumstrasse sorgt für Diskussionen. Im Zentrum steht die geplante Rodung von 31 der 37 Kastanien der stadtbekannten Baumallee – ein Eingriff mit gravierenden Folgen für Stadtklima, Biodiversität und Lebensqualität. Die Stadt Winterthur verweist in ihrer Kommunikation darauf, dass es sich bei der Massnahme um ein Projekt im Rahmen der Gegenvorschläge zur Stadtklima-Initiative handelt. umverkehR kann dies nicht akzeptieren.
umverkehR war in den vergangenen Monaten mit Expert:innen aus den Bereichen Baumpflege, Verkehrsplanung, Projektleitung und Landschaftsarchitektur im Gespräch. Dabei wurde die Komplexität des Projekts ebenso deutlich wie die Vielzahl offener Fragen, die die aktuelle Planung aufwirft.
Neue Erkenntnisse verlangen ein Überdenken
Obwohl die geplante Umgestaltung der Technikumstrasse durchaus positive Elemente enthält, zeigt sich: Es besteht erhebliches Optimierungspotenzial. Die Einschätzungen und Erfahrungen von Baumpfleger Fabian Dietrich von der Fondation Franz Weber legen nahe, dass die vorgesehenen Baumfällungen nicht zwingend notwendig sind. Auch im Bereich der Verkehrssicherheit bleiben zentrale Fragen offen, insbesondere für den Fuss- und Veloverkehr.
Rodung bedeutet unwiederbringbaren Verlust für das Stadtklima und die Biodiversität
Die bestehenden Kastanien sind in einem vitalen, gesunden Zustand. Sie könnten 300 Jahre oder gar älter werden. Derzeit sind sie zwischen sechzig und hundert Jahre alt, haben also noch ein langes Leben vor sich. Ein einzelner grosskroniger Baum leistet in Bezug auf CO₂-Bindung, Schattenwurf, Kühlung, Sauerstoffproduktion und Lebensraum so viel wie rund 400 Jungbäume. Ob neue, selbst klimaangepasste Bäume in der sehr anspruchsvollen Umgebung langfristig gedeihen könnten, ist fraglich und mit erheblichem Pflegeaufwand verbunden. In Anbetracht der Ziele der Gegenvorschläge der Winterthurer Gute-Luft-Initiative muss der Erhalt grosskroniger Bäume höchste Priorität geniessen.
Konstruktiver Dialog statt Konfrontation
Die Medienkonferenz soll nicht als Kritik an der Verwaltung verstanden werden, sondern als konstruktiver Beitrag für eine bessere Lösung. umverkehR ist überzeugt, dass die Stadt Winterthur die Chance nutzen sollte, das Projekt nochmals in enger Zusammenarbeit mit Verbänden und Fachpersonen zu überdenken und weiterzuentwickeln.
Die Diskussion um die Technikumstrasse verdeutlicht exemplarisch, wie entscheidend ein sorgfältiger, fachlich fundierter Umgang mit städtischen Grünräumen in der Verkehrs- und Stadtplanung ist. umverkehR setzt sich weiterhin für lebenswerte Städte, eine zukunftsfähige Mobilität und ein gesundes Stadtklima ein.
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