Direkt zum Inhalt
  • Deutsch
  • Français
Spenden
Logo der Website
  • Aktuell
    • Medienmitteilungen
    • News
    • Magazin umverkehRen
    • Veranstaltungen
  • Projekte
  • Aktiv werden
  • Über uns
Schließen
  1. Startseite
  2. Aktuell

Leben ohne Trottoir

6. Juni 2017

Winterthur ist eine beispielhafte «Stadt der kurzen Wege». Seit gut sechzehn Jahren lebe ich in der autofreien Altstadt und schätze diesen Ort sehr. Ich kann mir kaum vorstellen, wie es hier früher war, als es noch Strassen, Verkehrslärm, Parkplätze und Trottoirs gab.

Das Modell der autofreien (Innen-)Stadt wird immer wieder als utopisch, geschäftsschädigend und als kaum umsetzbar angesehen. Vor allem bürgerliche Parteien und Gewerbeverbände setzen sich regelmässig gegen solche Vorhaben ein. Die Angst vor dem «Verlust der Freiheit» ist gross – doch geht wirklich etwas verloren?

In Winterthur befindet sich die grösste zusammenhängende Fussgängerzone der Schweiz. Seit 1987 bietet die Altstadt mit ihren vielen Bewohnern, Geschäften, Strassencafés, den Möglichkeiten zum Flanieren, Verweilen, den Brunnen, die zum Bade einladen, und den vielen zufriedenen Menschen einen ganz besonderen Lebensraum. Die (Gross-)Stadt beweist seit Jahren, dass die autofreie Innenstadt realisierbar ist und viele Vorteile bietet.

Nachdem am 20. Mai 1973 die Abstimmung über eine autofreie Innenstadt mit einer guten Zweidrittelmehrheit und einer Stimmbeteiligung von siebzig Prozent gewonnen worden war, dauerte es noch volle vierzehn Jahre bis dem Volkswillen Rechnung getragen wurde. 

Steinberggasse 1975
Steinberggasse 1975

Die SVP bekämpfte die Initiative selbst nach ihrer Annahme mit aller Vehemenz. Argumentiert wurde hauptsächlich mit der Benachteiligung der Gewerbetreibenden aufgrund sinkender Umsätze, dem erschwerten Gütertransport und dem sich einstellenden Parkplatzsuchverkehr. Die Angstmacherei hat nicht funktioniert. 1987 wurde die Initiative umgesetzt. Allerdings wurde damals die Durchfahrt durch den Neumarktplatz ausgeklammert. Dieser wurde erst 1996 dem Sperrzonen-Regime unterstellt.

Autofrei ist nicht gleich autofrei

Wer annimmt, in einer autofreien Innenstadt seien Autos absolut verboten, täuscht sich. Einerseits gibt es, in der Regel morgens bis elf Uhr, Anlieferungen für Geschäfte. Nicht selten befahren grosse LKWs die Fussgängerzone. Auch Handwerker*innen und Anwohnende, die etwas Unhandliches transportieren müssen, sind immer wieder mal mit dem Auto unterwegs. Täglich sieht man die Paketpost, selten die Feuerwehr (zum Glück in der Regel übungshalber), die Ambulanz oder die Polizei. Doch selbst Letztere ist immer öfter auf dem Velo anzutreffen. Vor meiner Wohnung fahren täglich etwa zehn Autos – meistens im Schritttempo – vorbei. Was schnell auffällt, sind der generelle Respekt und die Toleranz zwischen Fussgänger*innen, Velofahrer*innen und Autofahrenden. 

Auch wer das Gefühl hat, in der autofreien Altstadt sei es ruhig, muss sich eines Besseren belehren lassen. Der nicht vorhandene Autoverkehr schafft nicht nur physischen Raum, sondern macht auch Platz für viele Geräusche: vom Singen der Amsel auf dem Hausdach über das Gemurmel der Menschen in den Cafés bis hin zum Lachen von spielenden Kindern. 

Steinberggasse 2017
Steinberggasse 2017

Vom Rattern der Putzmaschine am frühen Morgen bis zum lautstarken Planschen inklusive Gejohle mitten in der Nacht durch Badende in den Brunnen auf der Gasse ist alles möglich. Zweimal in der Woche ist Markt und von Frühling bis Herbst vierzehntäglich Flohmarkt. Hinzu kommen diverse Feste und Anlässe – bezüglich der akustischen Belastung stehen die Musikfestwochen mit Abstand auf Platz eins. Wer in der Altstadt lebt, braucht eine hohe Lärmtoleranz. Und doch, Lärm ist eben nicht gleich Lärm. Sobald man zur stark befahrenen Technikumstrasse wechselt, wird einem schlagartig bewusst, dass der Lärm von Autos und Lastwagen eine ganz andere Belastung darstellt.

Gut für das Gewerbe

«Autofreie Städte sind schlecht für’s Geschäft. Da die Kunden nicht in unmittelbarer Umgebung parkieren können, kaufen sie woanders ein.» Das ist ein Hauptargument der Gegner autofreier (Innen-)Städte. Rückfragen beim Gewerbe in der Winterthurer Altstadt haben aber ergeben, dass niemand zurück zum alten Verkehrsregime möchte. So meint der Geschäftsführer der Winterthurer City-Vereinigung Junge Altstadt auf die Frage, ob die Winterthurer Altstadt wieder für den Verkehr geöffnet werden solle: «Auf gar keinen Fall. Die Zuständigen der Stadt stellen sogar zu viele Bewilligungen zum Befahren der Altstadt aus.» Als «nicht so toll» bezeichnet er Velofahrende, die sich nicht an Fahrverbote halten. Aber damit müsse man wohl einfach leben (es gibt einige Bereiche mit Fahrradfahrverbot, dieses gilt aber nicht für das ganze Altstadtgebiet, Anm. d. Red.). Für Tourismus Winterthur ist die autofreie Altstadt «ein Segen». Ein Zurück schlicht unvorstellbar. 

Immer mehr Menschen in Städten leben ganz ohne Auto. Und trotzdem wird diesem immer noch ein grosser Teil des öffentlichen Raums zur Verfügung gestellt. Dass sich ein beherztes Engagement für ein autofreies Leben lohnt, hat die Winterthurer Bevölkerung erfolgreich bewiesen. Es ist dringend notwendig, dass sich mehr Menschen für eine lebenswerte Zukunft mit weniger Verkehr engagieren. Mit der Initiative «Züri autofrei» gibt es in Zürich aktuell eine Möglichkeit. Den Gegnern solcher Initiativen sei nahegelegt, der grössten zusammenhängenden Fussgängerzone der Schweiz doch mal einen Besuch abzustatten, sich vor Ort ein Bild zu machen, mit Betroffenen das Gespräch zu suchen und ihre Ängste abzubauen. Es genügt, sich einfach in eines der vielen Strassencafés zu setzen und die wunderbare Atmosphäre zu geniessen. Für die ganz Mutigen gibt es sogar die Möglichkeit, dass sie ihr erhitztes Gemüt in einem der drei Badebrunnen abkühlen. Ein Getränk kann dann direkt vom Brunnen aus in der benachbarten Bar bestellt werden. Was will man mehr?!

Zu den Stadtklima-Initiativen Winterthur


Lust das umverkehRen regelmässig zu lesen?

Werde Mitglied!
umverkehRen

Mehr Artikel aus dem Magazin umverkehRen

«Das Klima ist bereit!» - umverkehRen Nr. 125

19. März 2020

Hitzetage und Tropennächte nehmen zu. Um die Bevölkerung vor diesen negativen Auswirkungen der Klimaveränderung zu schützen und gleichzeitig den klimafreundlichen Verkehr zu fördern, wird umverkehR die «Stadtklima-Initiativen» lancieren.

Weiterlesen

Jetzt gehts los! - umverkehRen Nr. 125

19. März 2020

Exakt zehn Jahre nach dem ersten Abstimmungserfolg der Städte-Initiative in St. Gallen lanciert umverkehR diesen Frühling die «Stadtklima-Initiativen» in mehreren Städten. Konkret soll während zehn Jahren jährlich ein Prozent der Strassenfläche in Grünräume beziehungsweise in Flächen für den Fuss- und den Veloverkehr sowie den öffentlichen Verkehr umgewandelt werden. Damit leisten die Stadtklima-Initiativen einen Beitrag zu mehr Klimaschutz und der Anpassung unserer Städte an den Klimawandel.

 

Weiterlesen

Zurück in die Mottenkiste!- umverkehRen Nr. 125

19. März 2020

 

Das unsinnige Rosengartenprojekt wurde im Kanton Zürich am 9. Februar 2020 überraschend deutlich abgelehnt. umverkehR hat sich in der Abstimmungskampagne stark engagiert und damit zum erfolgreichen Ausgang der Abstimmung beigetragen. Jetzt gilt es, die Quartierbevölkerung mit Sofortmassnahmen end-lich vor den täglichen Autolawinen zu schützen!

 

 

Weiterlesen

Gelungener Coup - umverkehRen Nr. 125

19. März 2020

Der Angriff auf die Städte-Initiative von umverkehR in Basel wurde mehr als abgewehrt. So sind ab 2050 ausschliesslich emissionsarme, klima- und ressourcenschonende Verkehrsmittel im Kanton Basel-Stadt zugelassen.

Weiterlesen

Zug fahren und Meer - umverkehRen Nr. 125

19. März 2020

 

Mit dem Zug nach Schottland in die Sommerferien. Das habe ich letztes Jahr umgesetzt. Wie? Das erfahren Sie in meinem Reisebericht – ergänzt mit Tipps, Ideen und Forderungen.

 

 

Weiterlesen

Magazin umverkehRen N°124 online

19. November 2019

 

Das umverkehRen N°124 jetzt lesen!

Strassenbau = Sackgasse

 

Editorial: Engpassbeseitigung 2.0

Standpunkt: Strassenbau-Moratorium gesucht

Strassenbau: Strassenschneisen in Wohnquartieren?

Strassenbau: Nein zum Rosengartentunnel

Strassenbau: Die gleichen Fehler wie vor 50 Jahren

Städte-Initiative: Auto-Initiativen als Steilpass?

pl@net

Zug statt Flug: Harte Fakten zum Flugverkehr

PARK(ing) Day: Parkplätze zum Leben erwecken

Fokus: Städte-Initiativen in Zürich und Basel verteidigen!

Agenda

 

Weiterlesen

Auto-Initiativen als Steilpass? - umverkehRen Nr. 124

19. November 2019

Die Basler Verkehrspolitik ist eine delikate Angelegenheit. Einerseits hat der Stadtkanton den schweizweit tiefsten Motorisierungsgrad und einen der höchsten Veloanteile. Andererseits wurden in den letzten Jahren diverse Vorlagen zum Ausbau der Tram- oder der Veloinfrastruktur von der Bevölkerung abgelehnt. Voraussichtlich steht im Februar 2020 eine wegweisende Abstimmung an.

Weiterlesen

Nein zum Rosengartentunnel - umverkehRen Nr. 124

19. November 2019

Am 9. Februar 2020 stimmt die Bevölkerung des Kantons Zürich – auch dank der Unterstützung des Referendums
durch umverkehR – über den Rosengartentunnel in der Stadt Zürich ab. Das Projekt entspricht einer
Verkehrspolitik aus dem letzten Jahrhundert und verdient darum ein klares Nein.

Ein Beitrag von Simone Brander, Mitglied der umverkehR-Regionalgruppe Zürich und Gemeinderätin SP Stadt Zürich

Weiterlesen

Tunnelblick - umverkehRen Nr. 122

1. Juni 2019

Der Zürcher Kantonsrat hat das Projekt «Rosengartentunnel und Rosengartentram» angenommen. Mit dem Bau eines neuen Tunnels soll die Kapazität von zurzeit vier auf künftig sechs Spuren erhöht werden. Gemäss Gemeindeordnung der Stadt Zürich muss sich der Stadtrat gegenüber dem Kanton aber gegen eine Kapazitätserhöhung aussprechen.

Weiterlesen
  • Erste Seite « First
  • Vorherige Seite ‹‹
  • …
  • 6
  • 7
  • 8
  • Nächste Seite ››
  • Letzte Seite Last »

Über umverkehR

umverkehR ist eine verkehrspolitische Umweltorganisation und parteipolitisch unabhängig. Wir setzen uns für eine ökologische, sozialverträgliche und zukunftsweisende Mobilität ein.

IBAN CH84 0900 0000 8006 7097 2
Bank: PostFinance
Clearing-Nummer: 0900

umverkehR

umverkehR
Idaplatz 3
Postfach
8036 Zürich

+41 44 242 72 76

info@umverkehr.ch
www.umverkehR.ch

  • SPENDEN
  • Newsletter anmelden
  • Impressum
  • Datenschutz
  • Kontakt
To top

© Copyright 2023 umverkehR. All rights reserved.