Axenstrasse

Gastbeitrag von Karl Brodowsky


Seit dem 11. Juli 2023 ist die Axenstrasse zwischen Brunnen und Sisikon für Velos gesperrt. Begründet wurde dies mit "Verkehrssicherheit". Dieses Verbot stellt einen gefährlichen Paradigmenwechsel in der Schweizer Verkehrspolitik dar, weil bis anhin galt, dass jeder Ort, der auf der Strasse erreichbar ist, auch mit dem Velo erreichbar ist. 

Nun ist erstmalig ein ganzer Kanton im Winterhalbjahr, wenn die Alpenpässe gesperrt sind, für Velofahrer gar nicht mehr erreichbar oder nur durch Benutzung anderer Verkehrsmittel, im Sommerhalbjahr nur über hohe Alpenpässe (Klausen, Oberalp, Gotthard, Furka und Susten).  Wenn dieses Beispiel Schule macht, bekommen wir in den nächsten Jahren massenhaft Veloverbote, und zwar unabhängig davon, ob es überhaupt Alternativrouten gibt. Und es darf nicht sein, dass ein ganzer Kanton vom modernsten und umweltfreundlichsten Verkehrsmittel unserer Zeit fast vollständig abgehängt wird.  Menschen sollten die Möglichkeit haben, zu jeder beliebigen Tageszeit von Altdorf und Flüelen aus eigener Kraft mit dem Velo nach Schwyz und Brunnen zu fahren, ohne ganztägige Umwege oder ohne auf andere Verkehrsmittel umzusteigen.

Wenn die Axenstrasse gefährlich ist, dann ist sie es ausschliesslich wegen der Autos. Die logische Konsequenz kann nicht sein, wegen der Autos, die das eigentliche Problem darstellen, die Strasse für Velos zu verbieten, die gar nicht das Problem sind. Logisch wäre ein Autoverbot für die Axenstrasse, das würde dem Sicherheitsargument am besten Rechnung tragen. Autofahrer können mit einer kleinen Zeiteinbusse von 10 min bis einer Stunde über die andere Seeseite durch den Seelisbergtunnel fahren, wo schon immer ein Fahrradverbot galt. Der Kanton Uri würde nicht vom Autoverkehr abgeschnitten.

Aber mit etwas gutem Willen kann man die Axenstrasse auch gemeinsam nutzen, wie es jahrzehntelang funktioniert hat, sogar mit Tempo 80 statt wie heute Tempo 60.  Als kurzfristig umsetzbare Verbesserungen könnte man das Tempo noch tiefer ansetzen oder Tempo 60 über eine längere Strecke vor und nach der Axenstrasse einführen, um die Route über die Westseite des Sees attraktiver zu machen. Man könnte, wie auf vielen Strassen, mit unterbrochenen gelben Linien Velostreifen auf der Fahrbahn markieren. Und man könnte ein Lkw-Verbot für den Durchgangsverkehr erlassen.

Langfristig sollten wir uns überlegen, wie man das Volumen des Autoverkehrs insgesamt senkt. Dafür brauchen wir unter anderem auch mehr Fahrradverkehr und nicht Fahrradverbote, die dazu führen, das einige Menschen vom Fahrrad aufs Auto umsteigen.